Christine Kamm berichtet vom Spaziergang am 6. Januar 2016

English version from Carol Kempe below!

Hussam sagt:

„Es ist schwer für uns Deutsch zu lernen. Wir leben alle zusammen in einem Zelt. Da sprechen wir Arabisch. Wir haben keinen Kontakt zu den Menschen. Wo sind sie eigentlich? Es ist nie jemand auf der Straße.“

Aber es gibt ja die Stadt-Spaziergänge.

Es ist Samstagnachmittag. Die Sonne lacht. Vor der Unterkunft am Messplatz treffen wir uns. Acht Frauen, wir kennen uns ja auch nicht alle untereinander. Eleonore, die die Spaziergänge organisiert, stellt uns untereinander vor. Magdalena weiß, wo wir hingehen. Ihr ist die Adresse des Sahajayoga-Meditationszentrums bekannt. Also steht nur noch die Frage im Raum, wer mit uns zu Pranita geht. Sie lädt ein zu Meditation. Wir wissen nicht, was uns erwartet. Und die zwölf Männer aus Syrien und Afghanistan, die mit uns gehen, wissen es auch nicht. Aber wir haben gleich ein gemeinsames Thema. Meditation in Zeichensprache heißt mit den Händen: Daumen und Zeigefinger zusammenbringen – und dann noch kurz die Augen schließen. Ein Lächeln macht uns zu Verbündeten für diesen Spaziergang.

Hussam, 41, aus Damaskus in Syrien, ist gefordert. Weil er der Einzige ist, der gut Englisch spricht, ist er ein gefragter Mann als Dolmetscher.

Wir kommen an. Schuhe aus. Hinsetzen. Und schon geht’s auf die Reise ins Innere mit Pranita. Sie kommt aus Indien, spricht Deutsch und Englisch und kann sich auch mit einigen aus der Gruppe auf Urdu verständigen.

Sie möchte mit uns meditieren, sagt sie, weil uns das hilft, inneren Frieden zu finden. „Wir sind heute alle Wissenschaftler und machen zusammen ein Experiment“,erklärt sie. Und dass unser energetisches System wie ein zweiter Körper in uns ist. Sie glaubt: „Wir können in uns selbst immer positiv sein, auch wenn alles um uns herum negativ ist, wie zurzeit in der Welt. Das Experiment hilft uns. Aber wir müssen dabei ernsthaft sein.“

Wir sitzen und legen die linke Hand auf dem linken Oberschenkel ab, der Handrücken liegt auf, die geöffnete Hand zeigt nach oben. Die rechte Hand legen wir auf unser Herz. Pranita sagt: „Wir sind nur für uns selbst hier.“

Die Reise beginnt. Sie leitet uns durch die Meditation, Hussam übersetzt.

Sie sagt: „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht der Geist, ich bin nicht das Gefühl, ich bin nicht der Atem.“ Wir verzeihen uns und wir verzeihen allen anderen. Wir halten die rechte Hand am Ende eine Handbreit über dem Kopf und legen die Handfläche schließlich auf dem Schädel ab und massieren ihn sieben Mal im Uhrzeigersinn. Pranita strahlt und erklärt: „So lernen wir, uns vor unseren negativen Emotionen zu schützen.“ Damit die Gäste auch etwas mitnehmen können, zeigt Pranita einen kurzen Film, eine Anleitung zur Meditation auf Arabisch. Außerdem hat sie eine Kurzanleitung auf Arabisch vorbereitet. Wer möchte, kann sie mitnehmen.

Am Ende der Reise singen wir zusammen. Schließlich werden alle mit köstlichem Schokoladentee belohnt, pikanten Linsenbällchen mit frischem Koriander und Kuchen.

Danke, das war eine neue Erfahrung“, sagt Hussam.

Und schon sind wir zurück an der kleinen Zeltstadt.

Tschuss, bis bald.“

February 8, 2016

A Trip into Oneself

Christine Kamm reports on the city walk of January 6, 2016

Hussam says:

It is hard for us to learn German. We all live together in a tent and speak Arabic there. We have no contact to other people. Where are they? There is never anybody on the streets.“

But there are the city walks.

It is Saturday afternoon. The sun is shining. We meet in front of the camp at the Messplatz. Eight women. We don’t all know each other. Eleonore, who organises the walks, introduces us. Magdalena knows where we are going. She knows the address of the Sahajayoga meditation centre. So we just need to find out who is going to Pranita with us. She has invited us to meditate. We don’t know what to expect. And the twelve men from Syria and Afghanistan who go with us do not know either. But we have a common topic. Meditation in sign language means speaking with our hands: closing our thumb and index finger – and then closing our eyes. A smile makes us allies for this walk.

Hussam, 41, from Damascus in Syria, is in great demand. Since he is the only one who speaks good English, he is much needed as an interpreter.

We arrive. Take off our shoes. Sit down. The trip into ourselves with Pranita begins. She is from India, speaks German and English, and can converse with some of the group in Urdu.

She says she would like to meditate with us because it helps us to find our inner peace. „Today we are all scientists and will make an experiment together“, she explains. Our energetic system is like a second body in us. She believes: „We can always be positive within ourselves, even if everything around us is negative, as currently in the world. The experiment helps us, but we have to be serious about it.“

We sit and put the back of our left hand on our left thigh The hand is open upwards. We put our right hand on our heart. Pranita says: „We are only here for ourselves.“

The trip begins. She leads us through the meditation; Hussam translates.

She says: „I am not the body, I am not the spirit, I am not the feeling, I am not the breath.“ We forgive ourselves and we forgive everyone else. We hold our right hand a hand width over our heads, place our palm on our skull, and massage it seven times clockwise. Pranita beams and explains: „This protects us from our negative emotions.“ Pranita then shows a short film, instructions for meditating in Arabic. She also prepared short written instructions in Arabic. Whoever wants to can take a copy.

At the end of the trip we sing together. Then we are given delicious chocolate tea, tasty lentil balls with fresh coriander, and cake.

Thank you, that was a new experience“, says Hussam.

And we are back in the camp.

Bye, see you soon.“